Einmal hatte ein alter Holzbaumeister vom Wirt der Roßtrappe den Auftrag erhalten, die Treppen des Stiegs hinab ins Tal instand zu setzen.

Als er nahe einem Felsvorsprung mitten bei der Arbeit war, erblickten seine staunenden Augen plötzlich eine, ihm völlig unbekannte, fremde Landschaft. Es war eine herrliche Stadt die er sah, mit vielen wunderschönen Gebäuden, mit Türmen und Gärten, mit breiten Straßen, Villen und Palästen und er sah viele Menschen sowie Reiter auf edlen Pferden und alle trugen prächtige Gewänder. Auch sah er herrliche Haine, mit ihm unbekannten, wunderschönen Tieren. Ihm wurde ganz wundersam zu Mute und dann dämmerte ihm im Unterbewusstsein, dass dies nur das Himmelreich sein könne.

Er wollte schon seine Schritte hinüber lenken in jenes wundersame Reich, als ein gewaltiger Donnerschlag ertönte. Die Sonne verfinsterte sich schlagartig und verschwunden war das Bild. Der Holzbaumeister stürzte nieder, lange blieb er besinnungslos liegen. Als er dann endlich wieder zur Besinnung kam, hatte er jede Orientierung verloren. Stundenlang durchirrte er den Wald, der ihm sonst wohlbekannt war. Endlich kam er schweißtriefend auf der Roßtrappe an, wo er auf den erstaunten Wirt traf. Dem erzählte er zitternd seine Erlebnisse.

Da versuchte der Wirt ihm klarzumachen, dass es sich nur um wundersame Luftspiegelungen handelte, die durch Reflexe von Sonne und Nebel hervorgerufen wurden waren. Aber alle diesbezüglichen Erklärungsversuche stießen auf taube Ohren. Noch Jahre später erzählte der Alte, dass er das Himmelreich schon zu Lebzeiten gesehen hätte und dass er nun keine Angst mehr vor dem Tod hätte.