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Bei dem kleinen Bergdörfchen Bockswiese, das heute zu Clausthal-Zellefeld gehört, waren früher die Gruben „Johann Friedrich“ und „Herzog August“ lohnende Betriebe.

Einmal wollten drei Bergleute zusammen zur Nachtschicht einfahren. Da überkam sie eine unerklärliche Angst, so dass sie gemeinsam überlegten, ob sie lieber wieder nach Hause gehen sollten. Doch dann erinnerten sie sich an ihre Pflicht, vertrauten auf Gott und fuhren gemeinsam ein.

Grafik von Maria KruschDie Drei waren so genannte Holzarbeiter und hatten an jenem Tag ein besonders schweres Stück Arbeit vor sich. Sie sollten einen alten vom Einsturz bedrohten Stollen sichern. Dazu mussten sie das schadhafte Holz durch neues ersetzen. Aber die Arbeit ging an jenem Tag, wider Erwarten, gut voran! Nur noch ein paar Hölzer waren zu ersetzen, dann konnten sie erleichtert aufatmen.

Plötzlich krachte es gewaltig, Staubwolken hüllten sie ein und ihre Lampen erloschen. Als diese dann mit zitternden Händen wieder angezündet waren, sahen sie die ganze Bescherung. Der ganze Stollen, der sie mit dem zu Tage führenden Schacht verband, war eingestürzt. Sie konnten nicht zurück ans Tageslicht und auch kein Mensch konnte ihnen zu Hilfe kommen. „O, barmherziger Gott“, rief der eine, ein unverheirateter Bursche, aus. „Könnte ich doch nur einmal noch den blauen Himmel sehen, dann würde ich ja gern sterben!“

„Ach, könnte ich doch nur noch mit meiner Frau zu Tisch sitzen“, klagte der Zweite, der erst vor wenigen Wochen geheiratet hatte. Der Dritte, der eine größere Familie hatte, bat jammernd: „Nur noch ein Jahr, o Herr, dass ich noch für mein Weib und meine Kinder Vorsorge treffen kann! Dann bin ich bereit zu sterben.“
Kaum war sein letztes Wort verklungen, da wurde es sonnenhell um sie herum. Eine schattenhafte Gestalt stand vor den verängstigten Bergleuten. Sie ahnten, dass es der Bergmönch war, der da vor ihnen stand.

Sie hatten schon viel von diesem Berggeist gehört und wussten, dass er die Kleider eines sogenannten Berggeschworenen trug. „Eure Wünsche sollen euch erfüllt werden!“, sagte der Bergmönch mit Grabesstimme. „Folgt mir!“ Gestein und Trümmer taten sich auf und er führte die drei Bergleute durch den Stollen bis zum offenen Fahrschacht. So plötzlich wie der Bergmönch erschienen war, war er auch wieder verschwunden und die Geretteten fuhren nach oben. Dann standen sie draußen vor dem Gaipel und schauten dankbar zum blauen Himmel auf. In demselben Augenblick sank der erste Bergmann tot zur Erde. Seine beiden Kameraden holten eine Bahre und trugen ihn nach Hause. Unter Tränen nahmen sie Abschied von ihm, und der zweite sagte: „Du weißt Kamerad, dass ich ihm noch heute folgen werde – so leb denn wohl! Auf Wiedersehen und Glück auf!“

Zu Hause angekommen empfing ihn freudig seine junge Frau. Aber ihre Freude verwandelte sich schnell in Klagen, als er ihr von den Ereignissen berichtete und ihr sagte, dass er nur noch eine Mahlzeit mit ihr einnehmen dürfe. Als mutige Bergmannsfrau bereitete sie ihm den Tisch zum letzten Mal. Sie gab ihm die besten Bissen auf den Teller und reichte ihm guten Wein. Kaum legte er aber satt Messer und Gabel aus der Hand, da fiel er auch schon um und starb in den Armen seiner weinenden Frau.

Beide Bergleute wurden gemeinsam begraben, und zwar mit allen Ehren die Bergmännern zukommen, die im Berufe umgekommen sind.

Der Dritte und letzte nutzte sein Jahr, das ihm noch vergönnt war. Nach besten Kräften betrieb er Vorsorge für seine Frau und seine Kinder. Dann ist auch er für immer entschlafen und wurde gleichfalls mit allen Ehren eines Bergmanns bestattet.


gezeichnet von Maria Krusch

 
Sagen, Mythen und Legenden aus dem Harz, Bd. 5
Bernd Sternal (Autor), verschiedene Illustratoren

Dieser Band ist in Vorbereitung!

 
 
 
   

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